Of Bodies and Grounds

Of Bodies and Grounds ist der Titel einer interdisziplinären Recherche, die mehrere Unterprojekte umfasst.

Die Projektidee entstand aus dem Bedürfnis heraus, mich mit etwas Konkretem, Existenziellem zu beschäftigen, das sowohl regionale als auch globale Relevanz hat.

Besonders in einer Zeit, die von Wandel und Destabilisierung geprägt ist, finde ich es spannend, mich gemeinsam mit anderen Künstler*innen mit Böden und Gestein zu beschäftigen – der Untergrund, der uns verbindet, trägt und nährt.

Jahrtausende an Geschichte stecken in diesem Gestein, gespeichert und vermeintlich unzugänglich verschlossen. Doch was können wir heute noch davon erschließen und als Inspirationsquelle für künstlerische Arbeiten begreifen?

Man betrachte z.B. die Wahrnehmung von Zeit, die sich automatisch verändert. Vermeintlich Statisches ist ständig in Bewegung, wenn auch in kaum merklicher Form. Über lange Zeiträume finden organische Prozesse statt, die Gestein und Boden transformieren. Menschliche Einflüsse und Naturereignisse vermischen sich, verändern Altes und bringen Neues hervor.

Ein Abbaugebiet aus der Vogelperspektive wird zum grafischen Score, die Form eines Felsen zur Körperskulptur, der Klang von sich aneinander reibenden Steinen zum Soundtrack einer Rauminstallation. Die Grenzen von Körper und Landschaft verschwimmen zunehmend, Material wird lebendig und in Bewegung gebracht.

 

Schicht für Schicht lagert sich übereinander, wie sich Wort an Wort, Bewegung an Bewegung reihen kann. Wir begreifen Gestein als beweglichen Wissensspeicher, ebenso wie der Körper als lebendiges Archiv begriffen werden kann.

In der künstlerischen Arbeit wollen wir diese Ansätze einfließen lassen, in dem wir – anstatt ein in sich geschlossenes Werk zu konstruieren – offene Systeme kreieren, die ein Eigenleben haben, mit dem wir und die Zuschauer*innen in Dialog treten können. In dem wir etwas aus der Hand geben, generieren wir eine Offenheit und Flexibilität, die ein interessantes Spannungsfeld zwischen Statischem und Beweglichem, Vergangenheit und Gegenwart, Aktion und Reaktion eröffnet.

Kann Gestein klingen? Wie kann Schwingung, Resonanz im Boden hörbar und sichtbar gemacht werden? Können wir Mikrobewegungen und Klänge vergrößern und so die Wahrnehmung davon komplett verändern? Wie können wir grafische und klangliche Fundstücke als Bewegungsanweisung, dramaturgische Anleitung, Inspiration für Tanz und Atmosphäre nutzen?

Gestein kann eckig, rund, flach, linear, porös sein. Ebenso schwer und luftig, stabil und flüchtig, eintönig und farbenfroh – konkrete Ansätze für eine tänzerische Umsetzung. Diesen Reichtum an Wissen und Inspiration wollen wir erforschen und zu einem vielschichtigen Werk fusionieren – ein lebendiges Ereignis, ein holistisches Erlebnis.

 

Upcoming:

Recherche im Rahmen eines Aufenthaltsstipendiums im Künstlerhaus Ahrenshoop (März 2o21)
Arbeitsphasen im Rahmen der Tanzrecherche NRW (April – August 2021)
Performative Installation im Künstlerhaus Dortmund (August 2021)
Sharing beim Tanzfest 2021 auf Schloss Bröllin (August 2021)

Video:
„VIBRA 2“ / Research Snippet

https://vimeo.com/509428744/af4bd6d780

Unterstützt und gefördert vom Fonds Darstellende Künste (#takecare Residenzen), Flausen+, Tanzrecherche NRW (Kultursekretariat NRW), Bergbaumuseum Bochum, Szene Salzburg

Mitwirkende Künstler*innen:

Annelie Andre (Choreographie/Performance, Text, Video), Jakob Blazejczak (Skulptur, Szenographie), Freya Hattenberger & Peter Simon (Klang, Video, Performance), Dennis Schmitz (Tanz)

 

Mentoring:

Martin Stiefermann