Wellenschmerz
Die Möwen schwirren wild, es liegt ein Hauch von Seligkeit in der Luft. Ich möchte sie behalten, zumindest innen.
Deine Hand ist irgendwo an meiner, nahe dran, ich kann die Härchen zittern spüren.
Wenn wir uns halten, dann stirbt die Zeit.
Sie existiert genau so wenig wie die Option der Unendlichkeit dieses Moments.
Dieses Ruhemoments, als hätten sie an den dröhnenden Sirenen Schalldämpfer angebracht.
Lass uns noch einmal schwelgen, schweben, sein in dem Flaum von Alles-ist-gut-Gedanken.
Das Meer ist unberechenbar und es treibt uns Welle um Welle weiter hinaus. es ist gefährlich da draußen, man kann nichts mehr sehen. Die Klippen sind nahe, so nahe wie nie. Jegliche Orientierung haben wir an den Himmel abgegeben – er ist schwarz, so schwarz ohne jeden Hinweis. Ich verstumme.
Lass uns zurückschwimmen, sagst du. Und ich sage nein, ich sage es gewürgt, ohne Stimme.
Wir müssen es verlassen, das Land, das Sichere. Der Sand ist allzu wohlig warm gewesen.
Du bist weg, etwas zieht dich, ja dich, hinunter, du kannst den Grund sehen, beinahe.
Ich sehe dich nicht. Eine Schlucht reißt sich zwischen dein Streben und mein Unvermögen. Wie so oft.
Panik lässt stetig meine Arme erstarren, die Beine, mein Rumpf erstickt in der Gischt deiner Welle.
Sag, können sie fließen, können sie fliegen unsere Seelen oder haben wir ihnen Fesseln angelegt?
Ich möchte nicht warten, bis sie uns entrissen werden und in andere Töpfe fallen, in andere Schalen.
Du tauchst auf und wir dehnen den Abschied wie ein nasses Handtuch. Wir zerren daran, bis es zurückschnellt und sich kaltnass um uns legt, sich zwischen uns legt.
Lass gehen, lass es gehen, lass uns gehen. Diesmal du und ich, aber jede für sich.
Lass gehen, lass es gehen, lass uns gehen. Den Duft des letzten Sommers legen wir uns um den Hals, seidig verspielt.
Lass ziehen, lass es ziehen, lass mich ziehen. Das Wir ist ohne Sprache, aber nicht verstummt.
Wellen schwemmen, Wogen weiten und wir, wir treiben fort.